• Start
  • FAQ
  • Zitate
    • Einführung
    • Terminologie
    • Antisemitismus
    • Dekadenz-Zuschreibung
    • Stereotypisierungen
    • Rassistische Äußerungen
    • Historisch-kritische Forschung
    • Entwicklungsdenken
    • Fazit
  • Beiträge
    • Bücher
    • Blog
    • Publikationen
  • Stellungnahmen
  • Suche

Rudolf Steiner und das Thema Rassismus

Frankfurter Memorandum

Ramon Brüll und Jens Heisterkamp (Hrsg.)

Info3 Verlag, Frankfurt 2008 / 2018

War Rudolf Steiner ein Rassist? Das Frankfurter Memorandum, 2008 von Dr. Jens Heisterkamp und Ramon Brüll initiiert, nimmt zu dieser Frage Stellung.
Die Behauptung, der Gründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner (1861 – 1925), sei Rassist gewesen oder habe rassistisch gefärbte Ansichten vertreten, wird seit Jahren in kritischen Publikationen, aber auch in Medienberichten immer wieder hervorgebracht.

Dabei wird häufig gleichzeitig die Anthroposophie als Lehre und sozial-spirituelle Bewegung grundlegend in Frage gestellt. Diesen Vorwürfen stehen die Mitarbeiter anthroposophisch orientierter Einrichtungen in aller Welt gegenüber, die irritierende Äußerungen Steiners zum Thema “Rassen” als irrelevant empfinden und – im Verhältnis zu den zentralen anthropologischen Beiträgen Steiners – als völlig marginal einstufen.

Ein vernünftiges Gespräch zwischen diesen beiden Interessentengruppen war zu dem Erscheinungszeitpunkt des Memorandums durch fundamentalistische Emotionen auf beiden Seiten eher behindert: von der einen Seite wird ein vollständiges “Abschwören” von einer angeblich überholten Gründerfigur verlangt, während auf der anderen Seite apologetisch jeder noch so abseitig wirkende Wortlaut Steiners verteidigt wird.

Die Autoren empfehlen dringend, einen sachlicheren Dialog zu beginnen. Mit dem Frankfurter Memorandum soll eine Grundlage für eine kritische Auseinandersetzung mit Äußerungen Steiners geschaffen werden. In Anlehnung an eine holländische Studie aus dem Jahr 1998 von Th. A. van Baarda (Hrsg.) mit dem Titel: Anthroposophie und die Rassismus-Vorwürfe. Der Bericht der niederländischen Untersuchungskommission „Anthroposophie und die Frage der Rassen“ werden folgende Fragestellungen untersucht:

  • Rassistisch scheinende theosophische Terminologie;
  • Antisemitismus und Antijudaismus;
  • Diskriminierung durch Dekadenz-Zuschreibungen;
  • Diskriminierung durch missverständliche Ausdrucksweise und Stereotypisierungen;
  • Rassistische Äußerungen.

Das Memorandum kommt unter anderem zu folgendem Schluss:

  • Es gibt bei Steiner keinen Rassismus im Sinne der historischen Forschung, keine systematisch vertretene „Rassenlehre“ und keine Ideologie eines „Rassenkampfes“, insbesondere nicht als Theorie und Handlungsanweisung für die moderne bzw. gegenwärtige Menschheit.
  • Indessen finden sich in Steiners Werk vereinzelte diskriminierende und einige wenige rassistische Äußerungen, die eindeutig als historisch überholt eingeordnet werden müssen.
  • Einer singulären antisemitischen Äußerung aus dem Jahr 1888 steht Steiners öffentliches Eintreten gegen den Antisemitismus in der Zeit um die Jahrhundertwende gegenüber. Auch darüber hinaus sind jedoch in manchen seiner Vorträge antijudaistische Züge enthalten.
  • Steiner hat aus heutiger Sicht nicht immer ein deutliches methodisches Bewusstsein der Problematik gezeigt, die darin liegt, Entwicklungsmöglichkeiten von Kultur und Bewusstsein an biologische Merkmale gekoppelt zu denken. So entstehen teilweise Denkfiguren kollektiver Diskriminierung durch Dekadenzzuschreibungen. Andererseits kritisierte Steiner die rein biologistische Einengung des Entwicklungsdenkens und setzte auf die Entwicklung des Individuums unabhängig von kollektiven Abhängigkeiten.
  • Grundsätzlich spielt das Thema der Rassen weder quantitativ noch qualitativ für das Ideengebäude der Anthroposophie eine Rolle. Das heißt, auf Tausenden von Buchseiten und in Hunderten von Vorträgen kommt das Thema „Rasse“ überhaupt nicht vor.
  • Der Gesamtduktus von Steiners Werk betont immer wieder die universalistische Entwicklung der einen, zusammengehörenden Menschheit ohne Rücksicht auf Unterschiede ethnischer, nationaler oder religiöser Herkunft.
  • Mit seinem Ansatz der sozialen Dreigliederung wollte Steiner seinerzeit einen gesellschaftlichen Rahmen schaffen, in dem sich alle Individuen gleichberechtigt und unter dem Schutz ihrer angestammten kulturellen Eigenheiten frei entfalten können.

Beim Erscheinen des Memorandums es in einigen anthroposophischen Zeitschriften begrüßt und zugleich hinsichtlich der generellen Methodik problematisiert. Durch die Kritik wurde die grundsätzliche Problematik diskutiert; ob es legitim sei ein philosophisches Werk mit seinen Ideen, Polemiken, Meinungen etc. nachträglich nach juristischen Maßstäben zu bewerten.
 

Brüll, Ramon; Dr. Heisterkamp, Jens (Hrsg.). Frankfurter Memorandum: Rudolf Steiner und das Thema Rassismus. Info3-Verlag. Frankfurt a. M. 2021. 4. Auflage.

Kaufen

 

Buchbesprechungen

-

Übersicht

© ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND

KontaktDatenschutzImpressum